Menu
Sociopolitical

Genozid der Uighur Muslime

Photo by Dominic Galeon on Unsplash

Sie werden in den Medien kaum etwas darüber hören oder lesen. Doch der Genozid an Uighur Muslime findet gerade jetzt in der Volksrepublik China statt. Höchstens werden sie mal gelesen haben, dass China „Muslime inhaftiert“ oder in „Muslime in Umerziehungslager steckt“. Doch diese schildern nicht einmal annähernd die Brutalität die Muslime in China durchleben müssen.

Wer sind Uighuren?

Die Bezeichnung Uiguren geht zurück auf den Zusammenschluss verschiedener turkstämmiger und indoeuropäischer Volksgruppen, die seit sehr langer Zeit in Zentralasien zu Hause sind.  Uiguren waren bis 744 ein teil des Göktürk Khaganat. Danach hatten sich die Uiguren vom Großreich der Göktürken losgesagt und ein eigenes Königreich gegründet Heute bilden Uighuren die größte turksprachige Ethnie im chinesisch Uigurischen Autonomen Gebiet Xinjiang.

Jüngste Geschichte der Uighuren

Das Chinesische Reich hatte schon seither großes Interesse am Gebiet des Uighurischen Khaganats gezeigt, dass einen Zugang zum Westen bot. Das von den Chinesen zum ersten Mal im Jahre 1757 eroberte Gebiet der Uighuren, musste nach anhaltenden Unruhen wieder aufgegeben müssen. Erst 1884 konnte das ganze Gebiet als Provinz Xinjiang (Neue Grenze) endgültig in das chinesische Kaiserreich eingegliedert werden. Jedoch stand das Gebiet unter dem Einfluss des Russischen Reiches.

Nach dem Fall der Qing-Dynastie 1911 begann Xinjiang den chinesischen Behörden zu entgleiten. Es regierten Han-chinesische Militärherrscher, der Einfluss der Sowjetunion wuchs, und Aufstände ließen das Land nicht zur Ruhe kommen. 1933 und von 1944 bis 1949 konnten sich die Uiguren als Republik Ost-Turkestan vorübergehend selbstständig machen, doch Ende 1949 zog die Volksbefreiungsarmee ein und besetzte das gesamte Gebiet. Seitdem gehört es als Provinz Xinjiang zur Volksrepublik China.

Die Uighuren erhileten 1955 einen Autonomen Status für das Gebiet. Mit der Einrichtung des Autonomen Gebiets sicherte die Volksrepublik den Uiguren weitgehende Autonomie in politischer, kultureller und wirtschaftlicher Hinsicht zu. Doch in der Praxis blieb dies größtenteils aus.

Uighuren in China, Heute

Uighuren werden von der Regierung Chinas Verbrechen wie Unruhestifterei oder Religiöser Extremismus vorgeworfen. Doch unzählige Berichte verschiedener Organisationen bezeugen das Gegenteil. Es wird systematische Hetze gegen Uighur-Muslime und andere Minderheiten in Xinjiang betrieben. Deshalb kam es in den letzten Jahren öfter zu Zusammenstößen zwischen Uighuren und anderen anderen Bevölkerungsgruppen.

Immer wieder kam es zu Unruhen und Zusammenstößen zwischen Uiguren und anderen Bevölkerungsgruppen, so in Baren 1990 oder in Gulja (Yining) 1997. Bei letzteren sollen von den Aufständischen zahlreiche chinesische Polizisten und Zuwanderer erschlagen und von den Uiguren 200 getötet und 3000 verhaftet worden sein. Zwölf von ihnen sollen bis 1999 hingerichtet worden sein.

https://de.wikipedia.org/wiki/Uiguren#Unruhen

Im Juli 2009 kam es zu schweren Unruhen in Ürümqi. Ursprung war eine Auseinandersetzung in einer Fabrik in Shaoguan, bei der zwei uigurische Arbeiter von Han-Chinesen erschlagen wurden.

Grund war die angebliche Vergewaltigung zweier Han-Chinesinnen durch Uiguren, was sich als falsch erwies. Bei einer zunächst friedlichen Demonstration in Ürümqi forderten Uighuren die Untersuchung des Vorfalls. Die Lage eskalierte, als die Polizei die Proteste auflösen wollte. Chinesische Quellen berichteten, dass Uiguren Jagd auf Han-Chinesen gemacht hätten. Xinhua zufolge wurden mindestens 156 Menschen getötet, hauptsächlich Han-Chinesen und mehr als tausend Menschen verletzt. 1434 Personen wurden verhaftet, sowohl Uiguren als auch Han-Chinesen.

Im Anschluss an die Verhaftungswelle demonstrierten am 7. Juli 2009 etwa 200 Uiguren für die Freilassung ihrer Angehörigen. Uigurische Exilorganisationen sowie Rebiya Kadeer verurteilten die blutige Niederschlagung der Proteste und forderten die internationale Gemeinschaft auf, zu handeln.

ZDF-Reporter berichteten von aufgebrachten Han-Chinesen, die ihrerseits Uiguren in Ürümqi attackierten, während die Sicherheitskräfte versuchten, die sich bekämpfenden Ethnien zu trennen.  

Einige Tage nach Eskalation der Proteste in Ürümqi gab die Regionalregierung an, dass zu Beginn der Unruhen zwölf uigurische Demonstranten von Sicherheitskräften erschossen worden seien. Uigurische Exilorganisationen gaben allerdings eine viel höhere Opferzahl an, Rebiya Kadeer sprach von etwa 400 Toten.

https://de.wikipedia.org/wiki/Uiguren#Unruhen

Umerziehungslager

Sogenannte „Umerziehungslager“ sind laut der Regierung Chinas seit 2018 offiziell erlaubt. Regierung Chinas behaupten, dass muslimische uighure sich freiwillig in diese Lager einschreiben für eine Umerziehung. Doch die Wahrheit sieht anders aus. Diese Umerziehungslager unterscheiden sich keinerweise von Konzentrationslager. Laut Zeugen besteht keine Chance die Lager lebend zu verlassen.

Bei der ethnischen Säuberung von muslimischen uighuren geht die Chinesiche Regierung mit verschiedenen Mitteln vor. Regierungsbeauftragte erzählen igurischen Muslimen, dass sie ihre Familien entführen, damit sie ihr Gehirn reinigen können. Als ob diese Menschen eine Krankheit hätten. Unzählige Berichte bezeugen Verschleppungen und Misshandlungen von muslimischen Uighuren in besagte Lagern.

Genozid der Uighur Muslime

Viele Medienberichte verniedlichen das Massaker an Uighuren indem sie die Sprache anpassen. Statt Konzentrationslager spricht man von Umerziehungslagern, statt ethnischer Säuberung von Sicherheitsmaßnahmen gegen Extremismus.

Nach Angaben der Vereinten Nationen, westlicher Regierungen und Menschenrechtsorganisationen werden in Xinjiang bis zu über eine Million Muslime in Umerziehungslagern festgehalten, vor allem uighuren.

In der Vergangenheit wurde das so klar nicht formuliert, jetzt schon: Die lokalen Behörden sollen Einrichtungen schaffen, in denen Menschen umerzogen und transformiert werden, was immer das heißt. Auch wenn das jetzt in den Vorschriften steht, wird es dadurch nicht legalisiert. Es ist überhaupt nicht legal, Menschen in diesen Lagern festzuhalten. Amnesty International fordert die chinesische Regierung weiter dazu auf, anzuerkennen, dass „diese willkürliche Internierung durch nichts gerechtfertigt“ wird.

Patrick Poon von Amnesty International in Hongkong

Verschleppte Muslime werden gefoltert und umgebracht. Die wenigen überlebenden berichten von Einzelzellen befüllt mit 15 Menschen. Jeder inhaftierte wird an schwere Ketten gelegt. In den Zellen gibt es keine Toiletten und kein wasser. Für bestrafte gibt es tagelang kein Essen. Manche Quellen behaupten sogar, dass inhaftierten Muslime werden gezwungen Schweinefleisch zu essen und Alkohol zu trinken und dass Frauen die Haare rasiert werden damit sie keinen Grund mehr für eine Kopfbedeckung haben. Inhaftierte bekommen eine tägliche Dosis an Injektionen. Keiner kann wirklich sagen was sie verabreicht bekommen.

Islam raus, Kommunistische Partei rein

Die Formel ist ganz simpel; Der Islam soll raus, die Kommunistische Partei soll rein in die Köpfe. Inhaftierte Muslime müssen jeden Tag Propaganda Videos ansehen, essays schreiben, die Nationalhymne vorsingen.

Es existieren bis zu 100 solcher Umerziehungslager. Man spricht von einem kulturellen Genozid Chinas an muslimischen Minderheiten. Jede, in Xinjiang lebende, Minderheit muss mit der Angst leben jeder Zeit in ein lager verschleppt werden zu können. Muslimische uighuren, kasachen, tataren, kirgisen. China foltert diese Menschen bis sie brechen und vollständig assimiliert werden.

Menschenrechtler, UN-Experten und auch das EU-Parlament hatten die Masseninhaftierung des Turkvolkes scharf kritisiert. In solchen momentan fragt man sich immer ob die „kritisierung“ wohl genug sein soll. Die etnische Säuberung der muslimischen Minderheit in Xinjiang findet gerade jetzt, vor der Nase der ganzen Welt statt. Sicher ist, allein die Kritik der genannten Organisationen und Behörden wird nicht genug sein China davon abzuhalten Menschen zu foltern.

1 Comment

  • Berna
    23. Dezember 2022 at 2:55

    Hallo Merve, deine Beiträge sind sehr interessant. Du fesselst mich mit deinem Schreibstil. Natürlich sind deine Beiträge auch sehr informativ. Schade, dass du nicht noch mehr Beiträge hast. Hoffentlich kommen demnächst neue dazu. Würde mich auf jeden Fall sehr freuen. Danke für deine Mühe!

    Reply

Leave a Reply