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Notes To Myself

„Hättest du doch bloß etwas gesagt!“

Dieser Beitrag richtet sich vor allem an Angehörige und Bekannte einer Essgestörten, was sie tun können, wie sie helfen könnten und was sie vielleicht auf jeden Fall meiden sollten.

Während meiner Magersucht und dem Kampf mit den Nachfolgen habe ich einige Dinge bemerkt die total kontraproduktiv waren und mich sogar mehrere Schritte zurück geworfen haben. Ich möchte auf diese Punkte einzeln eingehen, damit Bekannte, Angehörige und andere diese meiden

  1. „Hättest du doch bloß etwas gesagt“
  2. „Iss doch was“
  3. „Du bist doch schon schlank“
  4. Ich bin nicht meine Bulimie

1. „Hättest du doch bloß etwas gesagt“

Diesen Satz kriegen viele Essgestörte sehr oft zu hören, sobald die Magersucht öffentlich wird. Das ist leider der falsche Ansatz. Die meisten Essgestörten wissen sehr oft am Anfang selbst nicht womit sie es zu tun haben geschweige denn, dass es eine Sucht ist was Sie bekämpfen müssen.

Dieser Satz bewirkt nur, dass man sich nicht verstanden fühlt. Denn wenn eine Magersüchtige oder BulimikerIn ihr Problem, ihre Ängste und Sorgen aussprechen könnte wäre sie/er ja nicht in diese Sucht gefallen.

Sätze wie „Hättest du doch was gesagt!“ oder „Wieso hast du nichts gesagt“ sind für eine Magersüchtige nur ein weiterer Beweis dafür nicht verstanden worden zu sein.

2. „Iss doch was.“

Ja, Ernährung gehört dazu aber viel wichtiger ist es zu verstehen was die Magersucht ist, woher es kommt und was die Betroffene versucht damit zu kompensieren?

In Kapitel 6&7 bin ich genauer drauf eingegangen wieso es keinen Sinn macht primär bei der Ernährung anzufangen, wenn man sich oder jemandem helfen möchte aus einer Essstörung raus zu kommen.

Eine iss-doch-mal-was Aussage fühlt sich für eine Essgestörte wie ein Befehl und Freiheitsberaubung an. Außerdem ist es ein weiterer Beweis dafür nicht verstanden zu werden, das es nicht um Schlankheit geht. Eine Magersüchtige ist nämlich sehr stark damit beschäftigt Autonomie und stärke zu beweisen die sie entweder nicht besitzt oder glaubt es nicht zu besitzen.

Solche auffordernden Aussagen, auch wenn sie sogar nicht so gemeint sind, sind für eine Essgestörte ein Störfaktor. Ein solcher Störfaktor kann sich sehr schnell in Frust wandeln, die den Schritt in die Heilung und die Annahme von Unterstützung verhindern.

Eine Essgestörte wird von Menschen von denen sie glaubt, dass sie ihre Unabhängigkeit berauben und sie nicht verstehen Hilfe nicht annehmen.

3. „Du bist doch schon schlank“

Keine Magersüchtige oder Bulimikerin ist in die Sucht gefallen weil sie schon-immer-sehr-schlank sein wollte. Magersucht und Bulimie sind für Betroffene Werkzeuge um mit seelischen Verletzungen klar zu kommen.

Die Motivation einer Essgestörten ist es nicht abzunehmen oder Schlank zu sein. Bemerkungen die sich auf die äußere Erscheinung beziehen sind komplett am Thema vorbei.

Aussagen dieser Art zwingt eine Magersüchtige mehr in die Einsamkeit, da sie sich nicht verstanden fühlt.

4. Ich bin nicht meine Bulimie/Magersucht

Wichtig ist es eine Essgestörten das Gefühl zu geben, dass Sie sich Zeit für Ihre Heilung nehmen kann und dass sie verstanden wird.

Man sollte versuchen die Betroffene Person und die Sucht zu verstehen. Unterhaltungen darüber wieso sie den Ausgleich durch Ihre Bulimie/Magersucht braucht oder was der Grund für den Frust ist, sind viel wirksamer als der Versuch eine Essgestörte zum essen zu bringen.

Man sollte eine Magersüchtige oder BulimikerIn niemals auf ihre Sucht reduzieren, indem man immer nur darüber redet. Eine Essgestörte ist eine Person mit seelischen Sorgen. Der beste Weg ihr zu helfen ist, sie zu verstehen.

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